1. Streuobsttagung Ludwigsburg

Fokus Streuobst: Ludwigsburger Streuobst-Tagung mit spannenden Fachthemen rund um die Streuobstwiese

Ein Gastbeitrag von Theresia Hüttner-Münst
Die Beratungsstelle Obst- und Gartenbau am LRA Ludwigsburg, Fachbereich Landwirtschaft, lud zussammen mit dem Fachwartverein Ludwigsburg e.V. und dem Landschaftserhaltungsverband Ludwigsburg e.V. zu einer Fachveranstaltung zum Thema Streuobst ein. Viele Stücklesbesitzer aus dem Landkreis, Fachwarte und Naturinteressierte fanden sich in Hemmingen in der Gemeinschaftshalle ein.
Auf der Ludwigsburger Streuobst-Tagung wurden Ideen und Ansätze vorgestellt, wie dem Rückgang der Streuobst-Bestände entgegengewirkt werden kann und welche Möglichkeiten sich Streuobstwiesen-Bewirtschaftenden bei der Pflege und der Vermarktung eigener Produkte bieten. Die Streuobst-Tagung möchte eine weitere Plattform der Wissensvermittlung und des Austausches der Akteure auf den Streuobstwiesen im Landkreis Ludwigsburg sein und soll in Zukunft regelmäßig stattfinden.

Viele Vogelarten sind auf den Lebensraum Streuobstwiese mit den locker angeordneten Baumformationen spezialisiert, erläuterte der Ökologe Thomas Köberle (Forschungsgemeinschaft zum Schutz heimischer Eulen (FOGE) e.V.).

In seinem Vortrag über den Schutz gefährdeter Vogelarten in Streuobstwiesen zeigte er anschaulich, wie sehr bestimmte Vögel auf Hochstämme, große Kronen oder auch auf die richtige Unternutzung angewiesen sind.

Köberle appellierte an die Teilnehmer, große und alte Bäume so lange wie möglich zu erhalten, Nisthilfen anzubieten, die Wiesen in kleinen Einheiten abwechselnd zu mähen und der Verbuschung entgegenzuwirken. Damit sei ein vielfältiger Lebensraum für viele verschiedene Vogelarten realisierbar.

Im zweiten Vortrag referierte Dieter Henzler (Mack bio-agrar GmbH) über die Vitalisierung von geschwächten Bäumen mit Hilfe von symbiotischen Pilzen und Bakterien und zeigte zunächst die komplexen Zusammenhänge zwischen Bodenart, Bodenlebewesen, Eintrag von organischen und mineralischen Stoffen, Wasser und Luft und die Wichtigkeit von Humus und Humuserhalt.

Ein armer, ausgelaugter Boden kann nach Henzler durch verschiedene Maßnahmen wie Belüftung, Einstellung des passenden pH-Wertes, ausgewogene Nährstoffversorgung, verbessert werden.

Er stellte die Wirkungsweise von Mikroorganismen wie Mykorrhiza-Pilzen vor, die mit der Pflanzenwurzel in Symbiose leben.
Dadurch verbessere sich das Wurzelwachstum der Pflanzen und damit die Vitalität.

Dass Streuobstwiesen nur dann Zukunft haben, wenn das Wissen um die Bewirtschaftung und das Interesse an Streuobst an die nächste Generation weitergegeben wird, wurde durch den Vortrag von Gudrun Ofterdinger deutlich.

Sie ist passionierte Streuobstpädagogin und arbeitet mit Schulklassen in und rund um Ditzingen. Im Frühjahr lernen die Schüler die blühenden Wildkräuter kennen und dürfen kosten, im Sommer sind Insekten und deren Aufgaben das Thema, im Herbst wird geerntet, Saft gepresst und im Winter die Nahrungssuche von Vögeln und Säugern beobachtet.

Schulen, die Streuobstpädagogik als Unterrichtseinheit anbieten möchten, können beim Landschaftserhaltungsverband Ludwigsburg mit finanzieller Unterstützung des Landkreises einen Zuschuss für die Honorarkosten erhalten.

Die Ausbildung zur Streuobstpädagogin oder zum Streuobstpädagogen selbst umfasst ca. 90 Unterrichtsstunden und wird in Baden-Württemberg in Böblingen angeboten.

Zum Abschluss zeigte Steuerberater Stefan Klempp (LGG Steuerberatungsgesellschaft mbH) die Rahmenbedingungen auf, die bei der Vermarktung von Streuobstprodukten zu beachten sind.

Dabei standen Fragen wie: Sind die Einkünfte aus dem Betrieb meiner Streuobstweise in meiner Einkommensteuererklärung anzugeben?, Wie kann ich Liebhaberei nachweisen? oder Was muss ich umsatzsteuerlich beachten? angesprochen.

Aspekte, ob ein regelmäßiger oder einmaliger Verkauf stattfindet, ob die bewirtschaftete Fläche weniger als 3000 m² umfasst, wie hoch der Gewinn pro Hektar liegt, sind hierbei entscheidend.

Klempps Rat lautete, sich auf jeden Fall beim eigenen Finanzamt oder beim Steuerberater zu den bestehenden Grenzen und Maßgaben zu erkundigen.

Die Ludwigsburger Streuobst-Tagung wurde mit Informationsständen des Fachwartvereins Ludwigsburg e.V., der Streuobstwiesenpädagogen und als Gast durch das Projekt Sortenerhalt Hemmingen begleitet.

Die Beratungsstelle Obst- und Gartenbau (Kreisfachberatung) am Landratsamt organisierte die Veranstaltung.
Sie stellt für interessierte Streuobstwiesenbewirtschafterinnen und -bewirtschafter in regelmäßig erscheinenden Rundbriefen Wissenswertes zum Thema Streuobst zusammen, sie sind auf den Internetseiten des Landratsamtes – Landwirtschaft und Ernährung – zu finden.

Weitere Aktivitäten liegen in der LOGL-Fachwartausbildung in Zusammenarbeit mit dem Fachwartverein und der Unterstützung von obst- und gartenbaulichen Vereinen im Landkreis.

Gemeinsam mit dem LEV Ludwigsburg konnte in diesem Herbst eine Neuauflage des Landkreis-Cidre auf den Weg gebracht werden.

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