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Kernobst und ökologischer Obstanbau 07.08.2024 LVWO Obstversuchsgut Heuchlingen

Am 07.08.24 fand die LOGL-Fortbildung „Kernobst und ökologischer Obstbau“ beim staatlichen Obstversuchsgut in Heuchlingen statt.

Die Fortbildung begleitet haben Hr. Dr. Rueß, Sonja Feile und Christian König.

Die LOGL-Präsidentin Sigrid Erhardt begrüßte alle Teilnehmer*innen seitens der Fachwarte und übergab das Wort an Hr. Dr. Rueß (Abteilungsleiter Wein- und Obstbau LVWO).

Dieser verlor einige Worte zu dem Containerquartier. Hier werden spätblühende Apfelsorten zur Einkreuzung für Neuzüchtungen getestet. Grund dafür sind die Klimaverschiebungen und die gehäuften Spätfröste nach zu milden Wintern. Vor allem alte Streuobstsorten sind hier interessant.

Ebenfalls findet hier ein Schorfresistenztest mit eingekreuzten Wildapfelarten statt.
Das bisherige Ergebnis zeigt, dass die Resistenzen stabil sind.
Das ist sehr vielversprechend. Deshalb werden diese Sämlinge auf unterschiedliche Unterlagen abveredelt. Diese werden dann im Versuchsanbau ausgepflanzt um die Früchte beobachten und beurteilen zu können.

Ebenfalls finden Kreuzungsversuche von Birnen statt. Hierbei geht es um eine schön ausgebildete Deckfarbe der Frucht.

Daraufhin ging es direkt weiter zu dem ansprechend aufgebauten Probierstand. Hier waren etliche Apfel-Frühsorten und einige Lagersorten aus dem Vorjahr aufgereiht.

Diese wurden von den Fortbildungsteilnehmern verköstigt und bewertet.

Interessant war bei den Lagersorten inwieweit die Art der Lagerung den Geschmack beeinflusst.
Hier waren deutliche Unterschiede bemerkbar.

Hr. Dr. Rueß erklärte und zu den Sorten spezifische Details und zeigte uns auch Äpfel bei denen eine Reifebestimmung durchgeführt wurde.
Er beantwortete fachliche Fragen der Fachwarte und übergab das Wort dann an Christian König.

Dieser ist beim staatlichen Versuchsgut zuständig für den ökologischen Obstbau.

Er erklärte uns, wie der aktuelle Versuchsanbau angelegt wurde.
Innerhalb eines Blocks wurden z.B. unterschiedliche Sorten mit unterschiedlichen Resistenzgenen aufgepflanzt.

Ebenfalls werden verschiedene Geneva Apfelunterlagen aus den USA getestet.
Diese sind allerdings als schwachwachsende Unterlagen hauptsächlich interessant für den Erwerbsanbau.

Der Pflanzenschutz wurde im Jahr 2024 auf der Versuchsfläche des ökologischen Anbaus stark reduziert.
Die Pflanzabstände in den Reihen liegen bei 1,5m.

Zur Biodiversitätsstrategie konnte uns Sonja Feile etliches erläutern.

Auf der Fläche soll Wert gelegt werden auf die Vielfalt der Arten, die Vielfalt der Lebensräume und auf die Vielfalt der Gene.

Vor jeder Baumreihe wurden vorzugsweise heimische „Ankerpflanzen“ gesetzt. Diese sollen das Blühangebot erweitern.

Verteilt auf der Versuchsanlage wurden „Leuchtturmpflanzen“ gesetzt. Das sind z.B. Großgehölze wie Linde, Elsbeere, Speierling und Gledizie. Diese sollen Lebensraum für Tierarten bieten und die Flächen vor zu massiver Erwärmung und Verdunstung schützen. Da diese Gehölze allerdings ebenfalls bei Neuanlage des Versuchsanbaus gepflanzt wurden, wird sich dieser Effekt erst in einigen Jahren zeigen.

Es sind auf dem kompletten Gelände Vogelnistkästen, Wildbienennisthilfen und Unterkünfte für Ohrenzwicker angebracht.

Die Ohrenzwickerunterkünfte bestehen aus einem Stück Bambusrohr welches senkrecht am Stamm des Obstgehölzes befestigt wird. Um die Haltbarkeit zu verlängern wurde die Oberseite mit Baumwachs versiegelt.

Frau Feil öffnete für uns ein Röhrchen und wir konnten sehen wie gut bewohnt diese sind und wie gut sie von den Ohrenzwickern angenommen werden.

In einem Röhrchen konnten wir auch die Brutkammern des Stahlblauen Grillenjägers entdecken. Dies ist eine aus Nord- und Mittelamerika stammende Grabwespenart.
Ein wirklich interessantes Insekt.

Des Weiteren wurden Blühstreifen angelegt, es gibt Steinhaufen, Reisighaufen, Holzhaufen und ein Sandarium. Alles um den Nützlingen eine Lebensgrundlage mit Unterschlupf und Nahrungsangebot zu bieten.

Auch die Mahd des Blühstreifens ist angepasst und erfolgt gestaffelt.

Nach diesem interessanten Einblick ging es weiter durch die Reihen der Apfelanlage. Dort erklärte uns Christian König welche Maßnahmen bezüglich des Apfelwicklers erfolgen.
In Heuchlingen setzt man auf eine Kombinationsstrategie.
Zum richtigen Zeitpunkt wird das Apfelwickler-Granulosevirus angewendet. Dafür ist eine engmaschige Überwachung notwendig.

Als weitere Maßnahme wird die Verwirrungstaktik über Pheromone angewendet. Ähnlich wie im Weinbau werden Dispenserröhrchen in bestimmten Abständen und Menge auf der Fläche verteilt.

Die Verwirrungstaktik zeigt Erfolge und hat sich bewährt.
Um diese wirkungsvoll anwenden zu können muss die Anbaufläche jedoch mindestens 1-2 ha betragen.

Beim Durchlaufen der Reihen konnten wir die unterschiedlichsten Schadbilder sehen. Es war deutlich zu erkennen, dass die Schadbilder an unterschiedlichen Sorten unterschiedlich stark ausgeprägt waren.

Einen kurzen Stopp machten wir bei einer Obstanlage der Gegenwart. Diese ist aufgebaut wie sie aktuell im Erwerbsobstanbau hauptsächlich zu finden ist. Die Obstgehölze stehen hier auf M9-Unterlagen und sind innerhalb der Sorten in Reihen gepflanzt. Auch Hagelnetzte sind angebracht.
Diese Anlage wurde zum Sortenvergleich angelegt.

Schließlich sind wir bei einigen Kulturen angekommen, die neu im Versuch sind.

So z.B. Mandeln. Hier wurden französische und spanische Selektionen aufgepflanzt. Dabei wurde darauf geachtet, dass es eher spätblühende Sorten wie  ‚Guara‘, ‚Ferragnes‘ und ‚Penta‘ sind.
Die Pflanzen sind dort im zweiten Standjahr, werden nicht bewässert und es findet kein Pflanzenschutz statt.

Auch Pistazien der Sorten ‚Aegina‘ und ‚Kerman‘ auf Wildpistazienunterlage wurden 2024 frisch aufgepflanzt. Die Sorten sind aufeinander abgestimmt. Darauf muss geachtet werden, da es männliche und weibliche Pflanzen gibt und die Bestäubung über Wind erfolgt.
Ein weiterer Vorteil ist, das Pistazien nicht spätfrostgefährdet und trockentolerant sind.

Ebenfalls neu im Versuchsbau sind verschiedene Sorten der Pekannuss.

2024 wurden ebenfalls Felsenbirnen unterschiedlicher Arten aufgepflanzt. Die heimische Amelanchier ovalis in 3 Sorten und die Erlenblättrige Felsenbirne Amelanchier alnifolia.

Zu all den Versuchsanbauten und ausgewählten Kulturen erklärte uns Christian König die wichtigsten Punkte.

Eine Begehung und Führung über die Anlage ist immer wieder sehenswert und sehr informativ.
Wir konnten umfangreiches Wissen unterschiedlichster Art mitnehmen.

Der LOGL bietet regelmäßig Fortbildungen für Fachwarte im Bereich Kernobst und Steinobst bei der LVWO an.
Es lohnt sich auf jeden Fall diese Angebote wahrzunehmen.

Text und Bilder: Corinna Mailänder

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