2. Stammtisch Fachwartverein Ludwigsburg 11.04.2024

Am 11.04.2024 hat der 2. Stammtisch des Fachwartvereins stattgefunden.

Nachdem alle eingetroffen waren und unser Moderator Christian Nicolai alle Anwesenden begrüßt hatte und etwas zum Ablauf des abends erklärte, wurde zuerst in Ruhe gegessen.

Nachdem alle verköstigt waren hat Christian den Referenten Hans-Jörg Rösch vorgestellt.

Hans-Jörg Rösch hat uns einen Vortrag zu dem Thema „Mehr Biodiversität auf den Streuobstwiesen“ vorbereitet.
Er selbst ist sehr engagiert und hat ein eigenes Sortenerhaltungsprojekt für Weinbergpfirsiche, hat eigene Streuobstwiesen, Weinberge und eine Hobbybaumschule mit dem Schwerpunkt alte Sorten.

Fotos: Christian Nicolai

Nach seiner Vorstellung und Begrüßung wurde seinerseits erstmal erläutert was denn Biodiversität überhaupt ist und warum sie so wichtig ist.
Er gab auch einen Denkanstoß nicht nur die Artenvielfalt der Pflanzen- und Tierwelt zu betrachten, sondern auch die Vielfalt der Lebensräume und besonders auch die der genetischen Vielfalt.

Dann wurde über die Biodiversitäts-Strategie des EU-Green Deal gesprochen um zu beleuchten was auf politischer Ebene geschieht und angestrebt wird.

Dazu könnt ihr gerne unter folgendem Link nachlesen: https://www.consilium.europa.eu/de/policies/biodiversity/

Foto: Mauswiesel von DawidSliwka  https://pixabay.com/de/users/dawidsliwka-17709549/

Weiter ging es mit einigen Akteuren der Biodiversität bezogen auf unsere Streuobstwiesen.

So ging es z.B. um das Mauswiesel. Dieses ist ein perfekter Gegenspieler der Wühlmaus. Deshalb empfiehlt Hans-Jörg Rösch, das Wiesel durch verschiedene Naturmodule anzulocken oder auf der Fläche zu halten/zu fördern.

Das erreicht man z.B. damit, dass man viele „Trittsteine“ anbietet. Das können etwa Reisighaufen, Benjeshecken, hohe Altgrasstreifen und Steinhaufen sein. Diese sollten mit max. 20 m Abstand angelegt sein.
So gibt es viele Möglichkeiten für das Mauswiesel sich zu verstecken.
Auch andere Tiere wie Vögel, Eidechsen und Igel finden Schutz und Lebensraum in diesen Naturmodulen.

Bewusst angelegt und geschichtet erwecken sie auch nicht das Bild des „unordentlichen Stückles“ sondern können durchaus auch als gestalterisches Element dienen.

Foto von Corinna Mailänder: Naturmodule im Hortus Insectorum bei Markus Gastl

Foto von Corinna Mailänder: Zauneidechse auf Totholzhaufen

Eine große Rolle spielt natürlich bei der Biodiversität und dem Artenreichtum auch das Mähmanagement. Oft gibt es hier Diskussionen, da auf mageren Flächen der Artenreichtum am größten ist, diese mageren Flächen aber im Widerspruch zu vitalen und gut ernährten Obstbäumen stehen.

Hans-Jörg Rösch empfiehlt daher eine schonende Staffelmahd mit Handsense oder Balkenmäher. Das Mähgut sollte vorerst kurz auf der Fläche belassen werden, damit sich bereits etablierte Wildblumen und Wildkräuter erneut aussäen können.
Im Anschluss wird an bestimmten stellen (zwischen den Baumreihen) die Mahd abgeräumt und damit die Baumscheiben gemulcht.

So wird nichts von der Fläche abgeräumt und es erfolgt im Baumbereich eine Nährstoffzufuhr und eine Verringerung der Verdunstung.

Von dieser Art der Mahd profitieren natürlich auch allerlei Insekten wie Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer, Grashüpfer etc.
Eine Überlegung war auch autochtones Initialsaatgut auszubringen, was allerdings sehr arbeitsintensiv und aufwändig ist.

Fotos: Corinna Mailänder

Natürlich kamen auch die Wildbienen zu Sprache. Auch, dass die meisten Arten der Wildbienen Bodenbrüter sind und somit offene Bodenflächen benötigen. Man sollte also auch diesen Fakt im Hinterkopf behalten und nicht nur die gängigen Insektenhotels aufstellen.

Foto: Bodennistende Wildbiene von AxxLC https://pixabay.com/de/users/axxlc-1861698/

Ein weiterer wichtiger Aspekt um Lebensräume für die unterschiedlichsten Vögel und Säugetiere zu bieten ist natürlich Totholz auf der Streuobstwiese zu belassen.
Das können Habitatbäume, Reisighaufen, Holzhaufen, Benjeshecken sein.

Es lohnt sich auf jeden Fall tote und/oder absterbende Bäume auf der Fläche zu erhalten, da hier viele Vögel Unterschlupf und Brutmöglichkeiten finden. Auch für etliche Insekten sind das paradiesische Habitate.
Neupflanzungen können bei genügend Platz zwischen den Altbäumen erfolgen.

Fotos von Corinna Mailänder: li./o. Naturmodule im Hortus Insectorum bei Markus Gastl, re./u. Habitatbaum

Foto von Corinna Mailänder: Neupflanzung zwischen abgängigen Bäumen

Einen sehr wichtigen Punkt, der leider oft vergessen wird, hat Hans-Jörg Rösch ebenfalls angesprochen. Und zwar die fehlende Vielfalt der Unterlagen bei Obstgehölzen.
Er plädiert dafür, dass sich mit dem Thema mehr befasst wird und veredelt selbst auf alternative Unterlagen.
Die Anpassung an die veränderte Klimasituation kann nicht allein über geeignete Sorten erfolgen. Auch die Wurzel muss angepasst und geeignet sein. Es sollte so eine große Auswahl geben wie es unterschiedliche Standorte gibt. Bei Sorten ist es gängige Praxis, dass es Sortenlisten für unterschiedliche Standorte und Böden gibt. Bei Unterlagen ist die Auswahl seit Jahrzehnten leider enorm begrenzt.

Foto von Corinna Mailänder: Holzhaufen als Naturmodul

Weiter ging es mit der Überlegung und Zusammenfassung welche Maßnahmen für Streuobstwiesenbesitzer praktikabel und umsetzbar sind.

  1. Eine Vielfalt an Sorten und Arten schaffen

  2. Vogelnistkästen anbieten

  3. Ansitzstangen für Raubvögel

  4. Angepasstes Grasschnittmanagement

  5. Angepasstes Baumschnittmanagement

  6. Naturmodule schaffen

Foto von Corinna Mailänder: Steinkauzniströhre

Zwischendurch wurden von den Zuhörern immer wieder Fragen gestellt und die Ansätze diskutiert.

Auch nach dem kurzweiligen Vortrag, der mit beispielhaften Bildern begleitet wurde, wurden auf das Thema bezogen Erfahrungen ausgetauscht.

Es wurde noch gemütlich zusammen gesessen und der Abend konnte so langsam seinen Ausklang finden.

Es war wieder ein gelungener Abend und wir freuen uns jetzt schon auf den nächsten Stammtisch mit euch.

Der nächste Stammtisch findet am 4.07.2024 statt.
Unser Vortragsgast wird Andreas Rösch von der Saftmanufaktur Rösch sein.
Er wird uns etwas zum Mosten erzählen und freut sich auf viele Fragen die er euch gerne beantworten möchte.

Alle weiteren Infos zum nächsten Stammtisch findet ihr hier: https://fachwartverein-ludwigsburg.de/termin/3-stammtisch-04-07-2024/

Passend zur Steigerung der Biodiversität bietet der Fachwartverein für seine Mitglieder eine Sammelbestellung für Schwegler Nistkästen an.
Bei Interesse einfach diesem Link folgen: Sammelbestellung Schwegler Nistkästen

Text: Corinna Mailänder

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